Giftfreies Renovieren

Die unsichtbare Gefahr: Schadstoffe in unserer Innenraumluft 

Wir verbringen bis zu 90 Prozent unseres Lebens in Gebäuden. Allerdings ist die Innenraumluft oft stärker mit Schadstoffen belastet als die Außenluft. Das liegt unter anderem daran, dass wir unser Wohnumfeld nicht nur schön, sondern auch komfortabel gestalten wollen. Zu diesem Zweck wählen wir meist Produkte mit praktischen Eigenschaften wie etwa Böden ohne elektrostatische Aufladung oder wasserabweisende Wandfarben. Diese Merkmale werden jedoch durch chemische Zusätze erzeugt, von denen jedes Jahr zehntausende Tonnen entweichen. 

„Einige Weichmacher, zum Beispiel aus der Gruppe der Phtalate, können auf unser fein ausbalanciertes Hormonsystem wirken und sogar die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen. Diverse Flammschutzmittel können neurologische Schäden hervorrufen und selbst Lösungsmittel, die etwa in Farben und Lacken zu finden sind, können allergische Reaktionen, Kopfschmerzen und Müdigkeit auslösen. Aber nicht nur unsere Gesundheit leidet unter den ausgetretenen Schadstoffen, sondern auch unsere Lebensgrundlage: die Umwelt. Über Abwasser, Luft und Staub gelangen sie aus den Innenräumen nach draußen und der Regen wäscht sie von den Dächern und Fassaden ab. So findet der Chemikaliencocktail seinen Weg in unser Grundwasser, Flüsse und Seen.“ 
Siobhan Protic, 
Umweltexpertin des Baltic Environmental Forum Deutschland e. V. 

Tatsächlich sind nur 38 Prozent der Oberflächengewässer in der Europäischen Union in einem guten chemischen Zustand – die ausgetretenen Schadstoffe aus Gebäuden sind dafür natürlich nicht allein verantwortlich, aber sie tragen dazu bei. 

Praktische Tipps: Der Weg zu einem gesunden Zuhause und einer gesunden Umwelt 

Um nicht nur unsere eigene Gesundheit, sondern auch die Umwelt zu schützen, sollten bei der Renovierung vor allem schadstofffreie Produkte zum Einsatz kommen. Ebenso wichtige Kriterien sind Klimafreundlichkeit und Zirkularität: Jeder bei der Renovierung eingesetzte Artikel bringt seinen eigenen Fußabdruck mit, da bei der Produktion und dem Transport Emissionen entstehen, die den Klimawandel zusätzlich verschärfen. Um den Verbrauch natürlicher Ressourcen zu minimieren und die Grenzen unseres Erdsystems nicht weiter zu verletzten, sollten möglichst wiederverwendbare Materialien genutzt werden. 

Hier ein paar Tipps, mit denen eine gesunde und umweltfreundliche Renovierung gelingen kann: 

🌿 Beginnen Sie frühzeitig mit der Planung Ihrer Renovierung und nehmen Sie sich genügend Zeit für die Auswahl der Materialien.
🌿 Gebrauchen Sie bei der Renovierung Ihres Zuhauses nur Produkte, die speziell für die Verwendung in Innenräumen bestimmt sind. 
🌿 Entscheiden Sie sich für nachhaltige Produkte. Hierfür können Sie beim Kauf auf Ökozertifizierungen achten oder in Naturbaumärkten nachfragen. 
🌿 Es ist wichtig zu wissen, dass nicht alle natürlichen Produkte automatisch sicher für Ihre Gesundheit sind. Einige Lehmfarben enthalten zum Beispiel allergene Konservierungsstoffe. Es ist daher ratsam, das Etikett des Produkts zu lesen und seine Zusammensetzung anderweitig zu überprüfen, indem Sie sich beim herstellenden Unternehmen erkundigen. 
🌿 Lesen Sie die Sicherheitsdatenblätter für Baumaterialien wie beispielsweise Dichtungsmittel, Farben, Klebstoffe und Schaumstoffe aufmerksam durch. 
🌿 Renovieren Sie vorhandene Möbel, um unnötigen Ressourcenverbrauch zu vermeiden. 
🌿 Setzen Sie bei Ihren Projekten Maßnahmen zur Wassereinsparung um. 
🌿 Verwenden Sie Artikel aus lokaler Produktion, um die Transportemissionen zu verringern. 
🌿 Wählen Sie Materialien mit langer Lebensdauer, um den Abfall zu minimieren. 
 

Sie möchten sich noch eingehender mit dem Thema beschäftigen?

Dann legen wir Ihnen unseren Do-it-yourself-Leitfaden für eine klimafreundliche, schadstofffreie und zirkuläre Renovierung ans Herz. Dieser enthält neben spannenden Informationen zu Klimaaspekten und Kreislaufwirtschaft auch Listen verschiedener Baumaterialien wie Bodenbeläge oder Farben und deren Risikopotenzial hinsichtlich gefährlicher Stoffe

Sie möchten fachkundig begleitet werden? 

Dann melden Sie sich: Das Baltic Environmental Forum Deutschland interessiert sich für Ihre Fragen und steht Ihnen während Ihres Renovierungsprojektes beratend zur Seite. Für weitere Informationen schreiben Sie an: lucas.schmitz@bef-de.org.

Quelle: Baltic Environmental Forum Deutschland